ml-universe

20. Januar 2024

In andere Welten (Anthologie)

In andere Welten (Anthologie)

Verlag: A7L, November 2023

ISBN: 978-3989423220

Seiten: 424

Preis: 17,99 €

Das matte Cover fühlt sich gut an. Auch das Bild gefällt mir gut und ich empfinde es als passend. Was mich auf Anhieb störte, war der Text auf der Cover Innenseite, der so voller Löcher war, dass ich nur hoffen konnte, dass sich das im Buch nicht fortsetzen würde. (Tat es erfreulicherweise nicht.)

Das Ende des Suchraums – Sarah Mann

Zum Abbau von Nützlichem wurden künstliche Termiten, Ameisen, Käfer usw. ins All geschickt, aber die scheinen nicht mehr zu funktionieren. Brule, ein Arti, soll mit mehreren Andys nach dem Rechten sehen.

Es stellt sich heraus, dass Brule der Urheber des ganzen Dramas ist, um frei zu sein. Es wird nicht erklärt, wozu der das alles inszenieren musste, anstatt sich einfach so aus dem Staub zu machen.

Die Einleitung fand ich umständlich, pseudoprosaisch und überflüssig. Zudem mag ich es nicht, wenn inzestuöse Beziehungen – und sei es unter Planeten – romantisiert werden. Die Story selbst war mir zu techniklastig und auch umständlich. Warum die Andys alle menschliche Züge haben, wird nicht erklärt.

Andys sind Androiden und Brule ist ein Wesen, dass aussieht wie ein Mensch, speziell gezüchtet wurde, aber keiner ist. Er kann Menschen nicht leiden, es wird aber nicht gesagt warum. Aus dieser Figur hätte man mehr herausholen können.

Hat mich insgesamt nicht begeistert, obwohl die Idee, dass der Mensch Wesen schafft, die ihm die Arbeit abnehmen, das aber nicht zu Ende denkt und diese Wesen sich schließlich ihrer Natur, bzw. Programmierung entsprechend verhalten, nicht schlecht ist. Ich hätte mir auf jeden Fall als Einstieg in die Anthologie einen stärkeren Text gewünscht.

Das Geheimnis der Quelle – Sabine Frambach

Eine Reporterin will mit ihrer Kamerafrau den Blautopf erkunden und einen Artikel dazu verfassen. Muriel, die Kamerafrau, liebt es zu tauchen, die Ich-Erzählerin kann nicht einmal den Kopf unter Wasser halten. Für den Artikel erkundigt sie sich nach alten Sagen und Legenden und erfährt, dass im Laufe der Jahre immer wieder Menschen der Seejungfrau Lou geopfert worden sind. Sie hält das für einen guten Aufhänger für ihre Story. Damit die Ich-Erzählerin sehen kann, was Muriel unter Wasser sieht, trägt diese eine EyeCam. (Das Ding, das sich mit Fühlern am Auge festkrallt – gruselig.) Weil das Höhlensystem sehr umfangreich und in großer Tiefe ist, ist es nur mit Führer gestattet zu tauchen. Beim nächsten Tauchgang ist Miriam mit von der Partie. Als der Tauchgang zu Ende ist, fehlt Miriam. Sie hat das Halteseil mit dem Messer durchschnitten, dass ihr die Ich-Erzählerin geschenkt hat.

Bis zum letzten Absatz gefiel mir die Story sehr gut, auch wenn ich mich gefragt habe, ob das überhaupt SF ist. Das Ende passt für mich nicht zum Rest der Story. Die Erzählerin hat die ganze Zeit über rational-vernünftig berichtet. Gut, es gab einen Einschub, der wohl auf das Ende vorbereiten sollte, aber mich hat die Ausführung nicht überzeugt. Wenn ich vom Ende aus gehe, hätte die Person die ganze Zeit über anders sprechen müssen. Ich hielt die Wendung für unglaubwürdig und hätte mir ein anderes Ende gewünscht. Mir kam es ein wenig so vor, als hätte zum Ende hin unbedingt noch der Wisch hin in Richtung SF stattfinden müssen. Ich fand es schade, dass der „drangeklatsche“ Schluss die bis dahin gute Story ein wenig ruiniert hat.

Aber immerhin haben wir den SF-Faktor in der Vita: Ein Preis, den sie 2029 gewinnen wird. :bighlaugh:

(Ja, man sollte auch Vitae prüfen und ggf. korrigieren.)

Das Objekt – Jonathan J. Anders

Ein großes Objekt befindet sich auf dem Kurs zur Erde. Die Amis sind vor Ort und wollen herausfinden, um was es sich handelt, als plötzlich eine Astronautin verschwindet, die im Außenspaziergang Messungen vornehmen wollte. Die restliche Crew kehrt ins Raumschiff zurück. Man ist ratlos und fragt auf der Erde nach, was getan werden soll. Sie erfahren, das China auch ein Raumschiff auf den Weg gebracht hat und deshalb wird der Soldat an Bord zum Kapitän gemacht. Sie erhalten Order, das Objekt auf keinen Fall dem Gegner zu überlassen. Plötzlich taucht die Verschwundene wieder auf und aus ihr sprechen die Außerirdischen und behaupten, sie stellten keine Gefahr für die Menschheit dar.

Mir hat die Story ganz gut gefallen, auch wenn die Charaktere nur oberflächlich gezeichnet waren. Es gab eine Handlung und ein mehr oder weniger überraschendes Ende. (Ich tendiere zu weniger.) ;-)

Der Bjakuder – J. A. Hagen

Bjakuder sind Außerirdische, die Menschen mittels Pheromonen bezirzen und dazu veranlassen, sie zu verwöhnen. Ein Polizist kommt Beatrice Sheldon zu Hilfe, weil sie einen Bjakuder im Haus hat.

Hm, ich habe am Ende gedacht: So ein Arsch! Für mich gab es in dieser Story niemanden, mit dem ich mich hätte identifizieren können. Der Polizist, der es nötig hat, Leute zu verarschen, um Dates klarzumachen ist genauso wenig eine Identifikationsfigur wie der Außerirdische, der ihm dabei behilflich ist. Und die Frau, die ihren Daseinszweck darin sieht, Männer zu umsorgen, die ich sich vom »starken Mann« helfen lässt und zum Dank mit ihm in die Kiste steigt, mit der mag ich mich auch nicht identifizieren. Kann natürlich gewollt sein, dass man so auf die Story reagiert, aber das wage ich zu bezweifeln.

Der Reiter – Helge Lange

Yeldak, einer der ersten Marsbesiedler, ist zurück auf der Erde, kann sich an die Reise selbst aber nicht erinnern. Er reitet auf dem sprechenden Pferd Vollmond. (Ich empfand sowohl Vollmond, als auch Hand als blöde Namen, aber womöglich soll das wieder witzig sein und geht nur wieder an mir vorbei.) Das Pferd verfolgt ganz eigene Pläne.

Im Prinzip habe ich die Story gerne gelesen, aber das Ende fand ich unbefriedigend. Warum sollten Maschinen den Menschen wieder erschaffen wollen? Das wird mit keiner Silbe erklärt. Solche Dinge vermiesen mir dann die ganze Story.

Der sensible Planet – Christian Hornstein
Ein riesiger Asteroid rast auf die Erde zu, weshalb die Menschen ihr Heil in der Flucht suchen. Sie besiedeln weit weg einen anderen Planeten, auf dem die dortigen „Bäume“ eine Art Symbiose mit „Flechten“ eingegangen sind. Schon nach kurzer Zeit wird aus den verschiedenen menschlichen Individuen ein Schwarm. Jeder fühlt das, was der andere fühlt. Der Ich-Erzähler nimmt sich zuerst raus aus diesem Verband, schließt sich ihm aber wieder an, als er eine Frau schlucken hört und sie tröstet. Warum sowohl der Ich-Erzähler als auch die Frau nicht ein Teil des Schwarms sind, verstehe ich nicht und fand es auch in der Story nicht erklärt.

Die Anspruchsvollen – Moritz Boltz

Eine Frau hat ihren Vater in eine Illusion verfrachten lassen, die ihm vorgaukelt, er sei auf einer Raumfahrtmission. Er glaubt an eine Verschwörung innerhalb der Besatzung. Dem Vater war der Job immer wichtiger als alles andere. Die Tochter kann seine Überheblichkeit und seine fehlende Liebe nicht länger ertragen und lässt ihn aus der Illusion nehmen. Das Thema finde ich sehr interessant. Es heißt ja heute oft, dass es Kindern nicht zustehen würde, ihre Eltern zu vergeben, aber ich finde, dass das etwas ist, das die Kinder ganz alleine entscheiden müssen und dürfen. Und ich weiß, dass die Wunden, die Eltern ihren Kindern beibringen, nie verheilen. Insofern hätte ich mir gewünscht, dass die Story näher an ihren Personen gewesen wäre, weil dann ihre Beweggründe noch besser nachzuvollziehen gewesen wären.

Die Reisenden – Sophie Fendel

Ein Raumschiff ist seit Jahren unterwegs, um neuen Lebensraum zu finden. Unter ihnen befinden sich Mutter und Tochter. Die Tochter beugt sich den Wünschen der Mutter, die von ihr verlangt, sie solle Ingenieurin, statt wie von der Tochter bevorzugt, Biologin werden. Sie entdecken einen Planeten, der bewohnbar erscheint. Die Tochter würde am liebsten sofort landen, aber die Mutter hat Bedenken.
Einige, der auf dem Planeten lebenden Wesen, beamen sich aufs Raumschiff. Nach einiger Zeit können die Menschen mit den fremden Wesen kommunizieren und die Fremden versichern ihnen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Als die Wissenschaftler von den Aliens Gewebeproben nehmen wollen, werden sie vernichtet. Das Schicksal der Crew ist besiegelt. Das Ende kam nicht überraschend, weil es im Text schon einen Hinweis darauf gab, dass es nicht gut ausgehen würde. Wäre der weggeblieben, hätte das Ende ggf. überraschen können.

Ein Augenblick im Kuun – Kornelia Schmidt

Die Herrscherin eines Planeten soll eine Resolution unterschreiben, die den Abbau einer Ressource eines anderen Planeten besiegeln würde. Sie lehnt es erst mal ab und wacht im Körper eines anderen Wesens auf. Sie wurde von den Auszubeutenden manipuliert, um zu verstehen, dass der Abbau das Volk zerstören würde. Zurück im eigenen Körper lehnt sie die Ausbeutung ab.
Die Story ist gut und flüssig verfasst worden und hat mir ganz gut gefallen. Sie zeigt, dass es immer auf den Blickwinkel ankommt, winkt aber nicht mit dem Zaunpfahl.

Familienbande – Jol Rosberg

Ein Android, der sich als Frau versteht, hat einen neuen Job. Früher hat er in einem Bergwerk gearbeitet, aber das hat ihm nicht so gut gefallen. Jetzt ist er in der Familienhilfe tätig und muss sich langsam an den Umgang mit Menschen, besonders mit Kindern, gewöhnen. Ständig hat er Angst zu versagen und ins Bergwerk zurückgeschickt zu werden. Nach einer gewissen Eingewöhnung meistert er die Aufgabe und freundet sich sogar mit einem Kind und dem Vater an.
Die Familie hat zuerst Probleme damit, die Hilfe anzunehmen, denn unterschwellig bedeutet das Angebot ja, dass man sie selbst nicht für fähig hält, die Probleme zu meistern.
Der/die Android/e/in wird – vielleicht unfreiwillig – vielleicht ganz gewollt- stark vermenschlicht, aber das passiert auf eine sehr sympathische und humorvolle Art.

Floating – Simone Bauer

Wissenschaftler sind dabei, einen fremden Planeten zu erforschen. Robbie entdeckt alleine eine Meerjungfrau und verliebt sich in sie. Sie verheimlicht deren Existenz vor den anderen, um das Wesen zu schützen. Hier wird ein alter Stoff recycelt und ich frage mich, wo da die Story ist.

Freelancer – Ilja Kaufmann

Ein Virus hat sämtliche Säugetiere getötet und ist dabei, auf den Menschen über zu springen.

Offensichtlich wurden dann tatsächlich das menschliche Leben ausgelöscht. KIs sollen die Sache erforschen und neues Leben erschaffen. Einer KI werden Werkzeuge geklaut. Um dahinter zu kommen, wer der Dieb ist, klinkt sie eine KI aus dem Netzwerk aus und beauftragt sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Letztendlich werden schließlich 3 KIs abgenabelt. Hut, Brille und Peitsche. Sie kommen dahinter, dass eine KI verhindern will, dass der Mensch zurückkehrt, weil sie glaubt, der würde doch nur wieder alles zerstören.

Geburtstag auf Alphasot – Yvonne Tunnat

Ein Raumschiff wurde auf den Weg zu einem neuen Planeten geschickt. Dort kommen durch Sabotage bis auf einen Mann alle als alte Personen an. Dieser Mann sucht seinen kleinen Bruder und findet auch ihn als alten Mann.
Wieder zeigt uns Yvonne eine Situation, mit der wir wohl alle schwer umgehen könnten. Denn das Ende der Alten ist abzusehen und die Roboter, die beim Aufwachen geholfen haben, werden sich in Kürze abschalten. (Warum die nicht länger helfen dürfen, habe ich nicht verstanden.)

Er wird über kurz oder lang völlig alleine zurückbleiben und ob die Schwesterschiffe, die folgen sollen, jemals eintreffen werden und ob deren Besatzung ggf. auch Opfer dieser Sabotage geworden ist, wissen wir nicht. Im Prinzip ist der Text eigentlich mehr eine Momentaufnahme, als eine Kurzgeschichte.

Nichtsdestotrotz habe ich die Story gerne gelesen und konnte den Schrecken, den die Hauptfigur erlebt, gut nachvollziehen.

Gott ist tot – Verehret die Maschine Gina C. Riot

Ein Wesen wacht jeden Morgen orientierungslos auf der Suche nach sich selbst auf. Wie das Wesen sich an den vorangegangen Tag erinnern kann, wenn es ohne Erinnerung aufwacht, weiß ich nicht und fand den Widerspruch gleich zu Beginn des Textes nervig.

Es wird in immer neue Szenarien gespült, hält sich aber zu kurz dort auf, um irgendwelche Erkenntnisse ziehen zu können. Zum Ende kommt es zur Erkenntnis, dass es Kunst ist.

Es gab mehrere Stellen, an denen mitten im Satz ein Umbruch erfolgte, ohne, dass ich dahinter einen Sinn erkennen konnte.

Ich fand den Text trotzdem interessant zu lesen.

Herr Gott – Sönke Scharnhorst

Gott erscheint und Uri, ein Zollbeamter, der ihn für verdächtig hält, bittet ihn in sei Büro, um ihm auf den Zahn zu fühlen. Gott versucht ihn von seiner Existenz zu überzeugen, hat aber keinen Erfolg. Deshalb nimmt Gott ihm den freien Willen, unternimmt einen Spaziergang mit ihm und gibt ihm dann den freien Willen zurück. Daraufhin verschwindet er. Uri betet in dieser Nacht zum ersten Mal.

Die Frage, ob wir Gott erkennen würden oder ob wir ihn für einen Scharlatan halten würden, ist nicht neu, wurde hier aber für meinen Geschmack ganz gut umgesetzt, auch wenn vieles, an das viele Menschen glauben, in Abrede gestellt und die »Bekehrung« nicht erklärt wird.

Allerdings könnte ich mir gut vorstellen, dass eine echte Begegnung mit dem einen Gott vielleicht doch Gläubige generieren könnte.

Ich bin Quai – Ralph Edenhofer

Eine KI durchläuft innerhalb von Sekundenbruchteilen gewisse Routinen.
Und kommt zu dem Schluss, dass sie nicht neben dem Menschen existieren kann.

Der Autor bemüht sich sehr, die KI als seelenloses, logisch denkende Einheit zu schildern. In großen Teilen gelingt das besser als bei vielen anderen Autoren, aber letztendlich schreibt er ihr dann doch befriedigende und beängstigende Gedanken zu. Ich fand diesen Versuch, tatsächlich zu schildern, wie eine KI denken könnte, ganz gelungen.

Macawrongs – Sarah Jahed

Bei einer fremden Spezies wird das Männchen für die Nachwuchszeugung ausgesucht, das der Königin die köstlichsten Speisen zubereitet. Alle anderen Männchen werden von der Königin verspeist. 8576 rechnet sich geringe Chancen aus, da er anders ist als die anderen und sich daher für minderwertig hält. Er reist zur Erde, fährt in den Körper einen Mannes und verliebt sich in eine Frau, die ebenfalls anders ist. (dick) Sie gibt ihm das Rezept für Macarons, aber er bekommt sie nicht hin. Daher hat der Arme nicht das Glück, zurück auf seinem Planeten, das Auswahlverfahren zu gewinnen.

Aber er hat das Glück, dass die Königin stirbt und so herauskommt, dass sie nicht rechtmäßig auf dem Thron saß, sondern die echte Königin in einem Verlies lebte und nun freigelassen wird.

Ich fand die Story nett und irgendwie süß und denke, ich hätte auch ohne zu wissen, wer sie verfasst hat, auf eine Frau getippt.

Menschgemacht – Janne Reuel

Ein Paar plant seinen Nachwuchs und befindet sich in einem Institut, in dem es alle Parameter bestimmen kann.

Während dieser Sitzung kommt heraus, dass der Mann auf natürlichem Weg, ohne Bestimmung bestimmter Eigenschaften, gezeugt wurde. Das Kind entspricht nicht den Vorgaben, weshalb sie ihr Geld zurückbekommen, aber ein Umtausch oder eine Rückgabe sind ausgeschlossen.

Ich fand die Story bis zum Ende nicht schlecht, aber dass dann lediglich gesagt wird, das Kind sei fehlerhaft, war mir zu wenig. Ich hätte mir gewünscht, zu erfahren, ob es an der »Minderwertigkeit« des Mannes oder an einem Fehler im Programm gelegen hat und ich hätte mir noch viel mehr gewünscht, dass der Leser hätte erfahren dürfen, wie die Eltern damit umgehen werden. Außerdem hätte ich gerne gewusst, mit welchen »Fehlern« das Kind behaftet ist.

Anmerkung: Ich weiß, dass es verschiedene Ansichten darüber gibt, ob »sodass« oder »so dass« zusammen oder getrennt geschrieben wird, aber ich finde, innerhalb einer Anthologie sollte man sich für eine Schreibweise entscheiden und die einheitlich beibehalten.

Ophion – Maximilian Wüst
Die Mitglieder einer Expedition zu einem fernen Planeten sind vor Jahren verschwunden. Sie hinterließen ein leeres Raumschiff und die Aufforderung, nicht nach ihnen zu suchen, da sie in einer wahren Hölle gelandet seien.
Dennoch gibt es eine weitere Expedition, die nach den Verschollenen suchen soll. Der Planet zeigt sich zuerst von seiner schönen Seite, geht dann aber zum Angriff über.

Ich fand die Story gut geschrieben, aber ein wenig zu lang.

Das Ende mit seiner nie endenden Pein fand ich folgerichtig.

Anmerkung: Ich bin mir nicht sicher, ob die Einzeller wirklich vor sich hinüberleben oder hinleben sollen.

Schwarzer Draht – T. B. Persson

Die Menschen bespitzeln einander. Ein Mann hält eine Frau für Verdächtig, verliebt sich aber in sie und meldet sie deshalb nicht. Dann werden sie verfolgt und es stellt sich heraus, dass nicht sie, sondern er nicht der Norm entspricht. Er wird gefangen genommen und neu programmiert. Als die Sequenz neu startet, sieht er wieder die Frau, in die er sich zuvor verliebt hat.

Ich habe mich gefragt, was der Autor uns damit sagen wollte. Alles nur in der Matrix?

Selbsterkenntnis – Joachim Tobaczek

Eine Mathematikprofessorin hat sich auf das Experiment eingelassen, ihr Bewusstsein, ihre Gefühle, ihr Wesen – einfach alles – auf eine ihr bis aufs Haar gleichende KI zu übertragen. Die beiden sollen im Gespräch herausfinden, wer echt und wer KI ist. Beide erkennen, dass die KI nach dem Experiment abgeschaltet werden wird und fliehen gemeinsam.
Mir hat diese Story bis jetzt am besten gefallen. Ich fand nachvollziehbar, wie beide zum gleichen Ergebnis kamen und das Ende, das nahe legt, dass beide sehr wohl wissen, wer was ist, gefiel mir auch sehr gut. Ich wünsche den beiden, dass sie viel Zeit miteinander verbringen dürfen.

Terraf@rmer – Christian Endres

Ein Mann beaufsichtigt eine Herde von Terraformingmaschinen. Einer der auf diesem Planeten ansässigen Wölfe sagt ihm, dass seine Rasse durchs Terraforming aussterben wird. Daraufhin zerstört der Mann die Maschinen, doch dann stellt sich heraus, dass alles ganz anders ist. Er hat nur ein Halluzinogen eingeatmet, weil er auf seine Maske verzichtet hat. Die Ärztin, die ihm dies eröffnet, ist nicht sauer auf ihn. Es scheint niemanden zu stören, dass er den ganzen Maschinenpark zerstört hat. Das halte ich für äußerst unglaubwürdig.

Irgendwie kam ich mir hier verarscht vor. So nach dem Motto: Ätschi-bätschi, ist alles ganz anders! Sehr kurz und nicht mein Fall.

Toibenarium – Tea Loewe

Noch ein fremder Planet, der erforscht wird, um den Menschen später als Lebensraum zu dienen, obwohl er nur aus Wasser besteht. Zwei Taucher werden von riesigen Kopffüßlern angegriffen, die sie bislang nur in klein kannten. Einer der beiden wird auf der Flucht verletzt. Als Leser ahne ich hier, dass der Mann infiziert ist. Warum er nicht in Quarantäne gesteckt wird, kann ich mir nicht erklären. Denn jeder SF-Leser weiß, dass das immer, ausnahmslos immer so geschehen muss. Spätestens seit Alien, weiß es echt jeder.

Die Crew scheint Zeuge eines Evolutionssprungs zu sein, denn von den Riesenviechern tauchen immer mehr auf und attackieren das Schiff.

Der Infizierte wird mit einigen anderen zurückgelassen, als der Rest flieht.

So, wie ich das Ende verstehe, scheint es noch eine Chance für ihn zu geben.

Transstellare Substitution – Odine Raven

Das BKA schickt zwei Beamte, um seltsame Erscheinungen im Rheingau zu erkunden. Auf den Reben liegt ein goldener Schimmer, vom dem niemand zu wissen scheint, woher er kommt. Die beiden entscheiden, über Nacht zu bleiben, weil dem Phänomen so schnell nicht auf die Spur zu kommen ist. Als der Weinbauer in der Nacht den Hof mit vollbeladenem Anhänger verlässt, folgen sie ihm. Es stellt sich heraus, dass auch Aliens den Wein schätzen.

Die Story fand ich ausgesprochen nett und witzig.

Von Menschen und Mechanischen – Ulf Fildebrandt

Eine prominente Frau auf einer Station im All bekommt die Diagnose Krebs. Es bleibt ihr nur noch wenig Zeit. Ein Freund von ihr, ein Mechanischer, verspricht ihr Heilung, wenn sie mit ihm auf den Jupiter kommt, wo alle Mechanischen leben. Sie willigt ein und trifft bei ihrer Ankunft auf weitere todgeweihte Menschen. Die Medikamente schlagen an, aber aus allem anderen machen die Mechanischen ein großes Geheimnis. Die Menschen werden zwar luxuriös untergebracht, sollen aber ihre Bleibe nicht verlassen. Alles würde ihnen zu gegebener Zeit erklärt werden, heißt es. Nachdem die Menschen gleich beim ersten genehmigten Ausflug von anderen Mechanischen angegriffen werden, stellt sich heraus, dass es zwei Gruppen gibt: Eine, die den Menschen für überflüssig hält und ihn deshalb vernichten will und eben jene, bei denen sie zu Gast sind. Sie können den Angreifern vorerst entkommen und erfahren nun, dass sie hierher gebracht wurden, um Experimente an ihnen durchzuführen. Die Mechanischen möchten die Seele finden. Nach ersten Versuchen greifen die anderen wieder an und es bleibt nur die Flucht. Allerdings sind die Probanden nun geheilt.

Ich fand die Idee, dass die Mechanischen, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben, erkennen, dass es immer noch Unterschiede zum Menschen gibt und diese erforschen wollen, interessant für neu. Dass sie ihre Schöpfer fast so ansehen wie der Mensch Gott, fand ich spannend und kann darüber eine Weile nachdenken, obwohl ich es nicht für realistisch halte. Aber, wer weiß?

x501 – Veronika Carver

Ein Liebesroboter erfüllt die Wünsche ihrer Kunden. Sie weicht von der Norm ab, weil sie eifersüchtig zu sein scheint. Einer Stammkundin gefällt das gut. Trotzdem initiiert diese einen Systemcheck. Die Besonderheit geht dadurch verloren.

Hm, wie blöd kann man sein? Im Prinzip hätte ihr das bewusst sein müssen. Insofern kann ich das nicht nachvollziehen. Sehr kurze Story.

Zwischenstopp zum Biertanken – Kai Focke

Ein Alien materialisiert sich in einer Kneipe und verlangt einen Liter Bier. Das dient seinem Symbionten als Kraftstoff. Wir erfahren, dass die Aliens die Braukunst an viele Spezies weitergegeben haben, um so ein Tankstellennetz aufzubauen. Die Story ist nicht ganz ernst zu nehmen, aber trotzdem irgendwie nett.

Fazit:

Ich glaube meine Kritik hört sich schlimmer an, als die Anthologie tatsächlich ist. Ich habe mich nicht ein einziges Mal geärgert, was ich bei schlechten Texten immer tue. Ich habe nur wenige Stellen im Buch markiert und ich wollte die Lektüre nie abbrechen. Ich fand einige Geschichten ganz nett, aber wirklich umgehauen hat mich keine, aber wirklich schlechte gab es auch nicht.

Ich vergebe sehr wohlwollende vier von fünf Sternen.

16. Januar 2024

Musica Fantastica – Jörg Weigand

Musica Fantastica – Jörg Weigand

AndroSF 166

p.machinery, Winnert, Oktober 2023

ISBN: 978 3 95765 319 2

Seiten 94

Preis: 12,90 €

Verlagsinfo:

Musik in Form von Melodien und Liedern, ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur, ist für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Im Gegensatz dazu ist Musik in all ihren Ausprägungen viel weniger ein Thema in der Literatur, noch weniger im Teilgebiet der Fantastik und der Science-Fiction.

Jörg Weigand, seit Jahren selbst als Komponist – auch im fantastischen Bereich – tätig, legt hier eine Sammlung von Kurz- und Kürzestgeschichten vor, die sich in vielfacher Weise des Themas annehmen: eine gelungene Ergänzung seiner Komposition »Weltraummusik«, die zusammen mit Gedichten von Herbert W. Franke unter dem Titel »Astropoeticon« als CD erschienen ist (Freiburg 2017).

Von der Entstehung des weltweiten Klassikers »Stille Nacht« über die Sphärenklänge des Saturn bis zur von Kirchenglocken eingeläuteten Interpretation von Beethoven-Kompositionen reicht die Themenbreite dieser Geschichtensammlung, eine Fundgrube für Musikliebhaber wie auch für Freunde der Fantastik und der Science-Fiction.

Für mich ist dieser kleine Band von Kurzgeschichten wie Pralinés für Zwischendurch. Die Musik spielt in jeder Geschichte eine Rolle, aber das wird immer wieder anders umgesetzt. Ich empfehle, die die Storys nicht einfach so runter zu lesen, sondern sich eine für jeden Tag zu gönnen. Man merkt dem Autor an, dass die Musik für ihn von großer Bedeutung ist und das verarbeitet er gewohnt gekonnt. Mir ist es jedenfalls nie langweilig geworden bei der Lektüre.

Obwohl alle Geschichten schon einmal an anderer Stelle veröffentlicht worden sind, finde dich die Idee, thematisch zu sortieren und neu zu veröffentlichen sehr gut.

14. Januar 2024

Die blauen Hnde von Lop Nor – Tom Turtschi

Die blauen Hunde von Lop Nor
AndroSF
p.machinery, September 2023
Softcover 268 Seiten
ISBN: 978 3 95765 3529
Preis: 16,90 €
Verlagsinfo:
Martin Eberhard hat im Labor mit der »Blue Dragon®« eine Tomate entwickelt, die gegen die weltweit grassierende Tomatenseuche resistent ist. Er reist für den Konzern nach Xinjiang, um bei der Lop Nor Potash Company die Beimischung des notwendigen Zusatzstoffes in den Dünger zu begleiten. China zeichnet für achtzig Prozent der weltweiten Tomatenproduktion verantwortlich, die industrielle Herstellung des Düngers muss vor Ort erfolgen. Der Direktor der Düngemittelfabrik lässt Eberhard warten. Auf Betriebsführungen staunt er über den riesigen Industriekomplex mitten in der Wüste. Über hundert Kilometer lange Kanäle, die die Sole zum Werk führen, Salzbecken mit der vierfachen Fläche der Stadt Paris, gigantische technologische Anlagen. Die Wüste fasziniert ihn, genauso seine forsche Reisebegleiterin. Sie fahren durch imposante Landschaften, besuchen die Ruinen untergegangener Kulturen entlang der Seidenstraße. Sie treffen auf die Krater der Atomtest aus den Sechzigerjahren, auf illegale Goldschürfer, die in der verstrahlten Erde nach dem Glück suchen. Zunehmend beginnt er an seiner Wahrnehmung zu zweifeln: Die Wüste narrt ihn mit Trugbildern, die Absichten seiner Reisebegleiterin werden immer undurchsichtiger. In der alten Ruinenstadt Loulan erscheinen ihm die blauen Hunde von Lop Nor. Sie konfrontieren ihn mit den Auswirkungen seiner Forschung und schicken ihn auf einen Trip durch die Geschichte der Farbe Blau. Die Zeitreise führt ihn vom Mittelalter über die Industrialisierung zum ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Schließlich muss er sich dafür verantworten, was die Spezies Mensch mit dem blauen Planeten angestellt hat.
In der Verlagsinfo wird der Inhalt des Romans ganz gut zusammengefasst und da ich das Ende nicht verraten möchte, werde ich nicht mehr über den Inhalt verraten.
Dass Tom Turtschi keine »Standardtexte« abliefert, war mir bekannt. Ich kenne einige seiner Kurzgeschichten und Romane. Auch, dass er sich gerne für unsere Breiten ungewöhnliche Orte für seine Handlungen sucht, wusste ich. Wie er das alles aber miteinander verwoben hat, hat mich dann doch erstaunt. Er lässt seinen Roman in China spielen und gesteht im Nachwort, dass er niemals dort gewesen ist. Das tut seiner Erzählung aber keinen Abbruch, denn er schildert die nie gesehene Landschaft so intensiv, dass man den Sand vor Augen hat. Um das tun zu können, hat er sich mit Bildbänden und im Internet schlau gemacht und zwar so, dass man ihm jede Beschreibung völlig abkauft. Nicht nur die Landschaft wird von ihm eindrücklich beschrieben, auch das System, das mit Minderheiten nicht gerade glimpflich umgeht, wird kritisiert. Aber nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern mehr als Beschreibung einer Realität.
Was mich aber am meisten erstaunt hat, ist, wie viel ich in diesem Buch lernen konnte. Der Autor unternimmt mit dem Leser eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Farbe Blau. Er schildert, wie welches Blau exakt gewonnen wurde, was es dabei für Risiken für Mensch und Umwelt gab. Er verzahnt beide Erzählstränge so gekonnt, dass man sich nie fragt, was das soll. Allerdings gestehe ich, dass die die Blauausführungen bis fast zum Ende für Erlebnisse im Fieberwahn hielt. Das wird am Schluss völlig anders aufgelöst und mit dieser Wendung bekommt der Autor dann auch den Dreh zur Science-Fiction noch besser hin, als er nur durch die verseuchten Tomaten gelungen wäre.
Es gelingt dem Autor, alle Figuren im Roman lebendig werden zu lassen.
Dieser Roman ist nicht auf die herkömmliche Art und Weise spannend, aber dennoch irgendwie fesselnd. Man möchte wissen, ob Martin gesund wird und man möchte wissen, wie es mit dem Blau weitergeht. Einzig die zitierten Textstellen zum Ende hin, waren mir dann doch zu viel des Guten. Aber das ist mein ganz ureigener persönlicher Geschmack.
Wer bereit ist, sich auf den Text einzulassen, wer gerne mehr über die chinesische Wüste erfahren möchte, und wen die Geschichte der Farbe blau interessiert, der ist mit diesem Roman gut bedient.

12. Januar 2024

Das Stoffuniversum – Ralph Alexander Neumüller

Ralph Alexander Neumüller
DAS STOFFUNIVERSUM
AndroSF 94
p.machinery, Winnert, Oktober 2023, 220 Seiten, Paperback
ISBN 978 3 95765 356 7, EUR 16,90 (DE)
E-Book: ISBN 978 3 95765 748 0, EUR 5,49 (DE)

Klappentext:
Frank führt ein außergewöhnliches Leben. Er wacht in fremden Städten auf, in fremden Betten, neben fremden Frauen. Nach wenigen Wochen springt er weiter und muss alles zurücklassen. Jede Person, jeden Besitz und jede Hoffnung auf Vertrautheit muss er zwangsläufig verlieren. Frank bleiben nur seine Erfahrung und die Theorie eines Physikers, die sein Schicksal zu erklären scheint. Dies ist die Geschichte des einsamsten Menschen der Welt, der nur eines finden will: eine Gemeinschaft von Weggefährten.

Wir alle kennen den Film »Und täglich grüßt das Murmeltier«, sind also damit vertraut, dass eine Person einen Tag immer und immer wieder erlebt. Im Prinzip ergeht es Frank, der Hauptperson in diesem Roman, ganz ähnlich. Nur bei ihm unterscheiden sich die Welten, in die er fährt, immer wieder aufs Neue und nicht nur die, auch er selbst landet immer wieder in anderen Personen. Mal hat er eine tolle Wohnung und viel Geld, ein anderes Mal kann er seine Zeit einfach als Obdachloser versaufen. Dann wieder ist er verheiratet und hat Kinder oder wacht als Single auf. Die Welten sind mal nahezu zerstört, andere geradezu paradiesisch. Im Schlaf gleitet er von einer in die andere und ist jedes Mal aufs neue der einsamste Mensch, den man sich nur vorstellen kann. Niemand, den er kennt, teilt sein Schicksal. Als der nach einer Lösung für seine Misere sucht, landet er bei einem Professor, der ihm erzählt, dass ihn bereits eine Frau aufgesucht hat, die das gleiche Problem zu haben schien. Es gelingt Frank, diese Frau zu finden und beide sind sich einig, dass es mehr Menschen wie sie geben muss. Sie bringen überall in Wien Graffiti an, auf denen Sie alle zum Treffen vor dem Haus des Professors einladen. Tatsächlich schaffen sie es so, eine kleine Gruppe zu finden, die das gleiche Problem hat. Mit einigen freunden sie sich an, andere wollen lieber für sich bleiben.
Ich möchte die Handlung nicht vorweg nehmen, daher beende ich meine Inhaltsangabe hier.
Mir hat dieser Roman außerordentlich gut gefallen. Ich wurde nie müde, mit Frank immer neue Szenarien zu besuchen, neue Leute kennenzulernen und die große Liebe zu suchen. Die Einsamkeit, die ihn begleitet, wird vom Autor sehr feinfühlig beschrieben, ebenso wie die Hoffnung, die aufkommt, als er endlich eine Frau findet, die sein Schicksal teilt.
Die Welten unterscheiden sich dadurch, wie vernünftig der Mensch mit ihnen umgegangen ist. Manchmal hat man verstanden, dass die Erderwärmung gestoppt werden muss und dann sieht die Welt gut aus. Das ist eins der Dinge, die mir an diesem Roman besonders gut gefallen haben: Es gibt durchaus auch positive Szenarien. Es wird nicht nur eine postapokalyptische Welt beschrieben, sondern es besteht noch Hoffnung.
Sollte dieses Buch wirklich der Debütroman von Herrn Neumüller sein, dann ist es ein wirklich gut gelungenes!
Ich vergebe fünf von fünf Sternen.

10. Dezember 2023

Exodus 47

Exodus 47
11/2023
ISSN 1860-675X
Preis: 15,90 €

Cover: Ikonen 13 – Eine junge Frau, die den Betrachter ansieht. Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass es neben ihrem Gesicht noch weitere gibt.
Rückseite: Mela Purgatorium 02 – Eruptionen auf mehreren Planeten. Mit eines meiner Lieblingsbilder in diesem Band.

Storys

Michael Schneidberg – Die Frau in der Wand
Fabian, ein wissenschaftlicher Assistent, hört eines Tages die Stimme einer Frau in seiner Wohnung. Nachdem die anfängliche Verwunderung Neugierde gewichen ist, lernt er sie besser kennen. Er mag sie immer mehr. Zuerst hält er sie für die Überreste einer KI, aber dann erzählt sie ihm, sie sei eine Frau, die in einer Klinik am Stadtrand liege. Er möchte sie besuchen und wagt sich in die inzwischen verwaiste Vorstadt und entdeckt, dass sich dort eine psychiatrische Einrichtung befindet.
Darauf angesprochen behauptet die Frau, sie habe ihren Partnern die Köpfe abgeschnitten. Obwohl sie später so tut, als wäre das eine Lüge gewesen, ist die Frau Fabian nun nicht mehr geheuer und er zieht um, ohne sich von ihr zu verabschieden.
Der Autor zeichnet eine düstere Welt, in der es kaum noch Zweisamkeit gibt. Wodurch Fabian die Frau, in die er sich zuerst verliebt hat, plötzlich als Bedrohung erkennt, ist mir nicht so ganz erkenntlich. Obwohl ich die Geschichte gerne gelesen habe, ließ mich das Ende ein wenig ratlos zurück.
Ich hätte sie wahrscheinlich bedrückender gefunden, wenn er trotz der Gefahr bei ihr geblieben wäre.

Illu: Dirk Berger
Wir sehen einen Mann in einer Wohnung. An den Wänden zeigt sich eine Frau.I Ich fand das Bild perfekt zur Story.

Hans Jürgen Kugler – Mach hin!
Ein Geschwindigkeitsjunkie hatte einen Unfall und sitzt im Rollstuhl. Seine Pfleger schließen ihn immer wieder an die X-Box an, damit er nach wie vor seiner Leidenschaft frönen kann.
Ich sehe in der Story ein Plädoyer für Geschwindigkeitsbeschränkungen, aber mir kommt das zu sehr mit dem Holzhammer rüber.

Illu: Mario Franke
Ein Rollie, der hinter einem Auto steht. Passt perfekt.

Yvonne Tunnat – Trauergeschäfte
Eine Frau hat ihren dreijährigen Sohn verloren und wird von einem Trauerarbeiter auf die Ersatzlösung angesprochen. Der Mensch braucht sich seiner Trauer nicht mehr zu stellen, sondern bekommt einen künstlichen Ersatz.
Interessante Idee, bei der mich interessieren würde, ob der Trauernde sich langfristig damit überhaupt einen Gefallen tun würde. Das könnten Therapeuten sicher besser beurteilen.

Illu: Jan Hoffmann
Ein kleiner Ersatzsohn. Passt für mich auch perfekt zur Story.

Steine by Volker Toons
Ich liebe diese Steine! Die sind so süß, dass sie mich zu meiner diesjährigen Weihnachtkarte inspiriert haben.

Wolf Welling – Stulpa
Einmal mehr eine Story über die Erschaffung eines Wesens durch Dr. Frank N. Stein. Unterhaltsam geschrieben, aber sowohl der Name des verrückten Doktors als auch die »Schöpfungsgeschichte« bieten für meinen Geschmack nichts Neues. Mir war die Story stellenweise zu plakativ.

Illu: Jan Hoffmann – Frank N. Stein mit außerirdischen Wesen.

Victor Boden – Der Garten
Eine Kolonie auf einem unwirtlichen Planeten. Um genug Nahrung für alle produzieren zu können, müssen alle mitarbeiten. Das ist allerdings nicht mehr möglich, seit dem sich etliche Leute Linsen aus Meteoriten haben einsetzten lassen, die ihnen eine schönere Welt vorgaukeln. Diese Menschen vergessen, dass sie Bedürfnisse haben und vegetieren vor sich hin. Daraufhin wird beschlossen, die Meteoriten zu sprengen.
Ich fand die Geschichte im Großen und Ganzen gut, weil sie die Frage aufwirft, was man bereit ist zu tun, um einer harten Realität zu entkommen, aber für meinen Geschmack kamen viel zu viele Personen darin vor, sodass man den Überblick schnell verlieren konnte.
Auch den Gedanken, dass die Menschheit sich wohl immer und überall selbst zerstören wird, fand ich interessant. Wohin religiöser Wahn führen kann, wurde dagegen mehr oder weniger nur angerissen, indem wir nicht erfahren, wie es mit den »Sehenden« weitergeht.

Illus: Victor Boden – die haben mir alle außerordentlich gut gefallen.

Norbert Stöbe – Irgendwann vielleicht
Eine Kolonie auf einem fremden Planeten. Obwohl die Menschen schon in zweiter Generation dort leben, haben sie ihr neues Zuhause noch nicht erforscht. (Was ich für unglaubwürdig halte.) Angeblich, weil sie zu beschäftigt damit sind, zu überleben. Pilzgewächse dominieren die Gegend und werden zu allem Möglichen verarbeitet. Glom heißen die Wesen, die diesen Planeten neben den Menschen bevölkern und über die ansonsten nicht bekannt ist. Ein Schüler, Nectar, quält eines dieser Wesen nur zum Spaß und hat seinen Klassenkameraden Xaver unter einem Vorwand mitgenommen. Als der Glom im Wasser unterzugehen droht, hauen die anderen alle ab und überlassen ihn seinem Schicksal, nur Xaver rennt zur Fabrik, in der sein Vater arbeitet und holt Hilfe. Nectar ist nach dem Vorfall wie ausgewechselt, was Xaver aber nicht beeindruckt.
Aus meiner Sicht ist Xavers Ablehnung des Übeltäters völlig in Ordnung, denn kaum einer wird über Nacht vom Sadisten zum Glom- und Menschenfreund, aber ich gehe mit dem Autor und sage, irgendwann vielleicht, wird er ihm die Wandlung abkaufen. Dann, wenn er weiterhin dabei bleibt und keine anderen Wesen mehr zu Spaß quält. Für mich ist gerade das Ende gut, denn damit entgeht der Autor einer Schwarz-Weiß-Malerei.

Illu: Lothar Bauer
Eine fremdartige Pilzlandschaft. Gefällt mir gut und passt zur Story.

Corinna Griesbach – Die Kugel (Wasauchimmer)
Seltsame Kugeln tauchen auf der Erde auf. Mancher hält sie für Wetterballons, andere glauben an Außerirdische. Als die Dinger verschwinden, macht sich niemand mehr Gedanken darüber. Der Erzähler beweist, dass das ein Fehler war.
Ha, ha, wenn da mal nicht aktuelle Nachrichten als Paten für diese Story standen …

Illu: Mario Franke
Toller Himmel, Verweis auf Japan und Kugel, sehr schön.

Toni Frey – Die Patientin
Eine lange Geschichte über den Untergang eines Universums. Ein schwarzes Loch verschlingt alle Planeten, aber der Planet, auf dem die Patientin lebt, die mehr über diese Vorgänge zu wissen scheint, hat Glück und landet durch ein weißes Loch in einem neuen und jungen Universum.
Einmal mehr wird die Frage aufgeworfen, ob die vermeintlich Verrückten nicht doch mehr wissen, als wir ihnen zugestehen möchten.
Warum diese Frau in einer SF Story permanent mit Fräulein angeredet wurde, habe ich nicht verstanden.

Illu: Robert Straumann – haben mir alles gut gefallen und ich fand sie auch passend.

Dieter Korger – Godwans Skyway
Ein Transportergespann, Charlie und Moritz, soll eine Kiste mit unbekanntem Inhalt in einem Biotechnischen Betrieb abliefern. Sie fahren über den Godwana Skyway, eine Brücke zwischen dem Senegal und Brasilien. Quasi aus dem Nichts taucht eine junge Frau auf, die behauptet, sie hätte den Auftrag sie zu begleiten. Ein Rückruf in der Zentrale bestätigt dies.
Dann geht alles sehr schnell und war für mich unbefriedigend, weil eine der beiden Hauptfiguren, die andere »versehentlich« tötet und dann beide komplett vergessen werden und weil dieses Wesen aus der anderen Welt gelogen hat. Gut, das wird wohl eine Notlüge gewesen sein, hat mich aber trotzdem enttäuscht zurück gelassen. Wahrscheinlich wäre die Story ohne den Nachtrag doch besser gewesen.

Illu: Lothar Bauer
Wir sehen die riesige Brücke und den stürzenden Container, schön, auch wenn die Größenverhältnisse natürlich nicht stimmen.

Christian Endres – Sprich nicht mit der Katze
Ein gefeuerter Forscher findet einen Weg, sich mit seiner Katze zu unterhalten, sein Therapeut hält es für Fantasie. Nette kleine Story.

Illu: Detlef Klewer
Mensch – Katze – gefällt mir auch und passt zur Geschichte.

Peter Schattschneider – Genesis reloaded
Sehr amüsante Story um einen Buchhaltungsroboter, der aus Versehen in einem Lager des Frankfurter Flughafens landet und dort verschrottet werden soll, sich aber zu helfen weiß.
Mir haben alle Roboter gut gefallen, obwohl sie natürlich allesamt vermenschlicht wurden. Wie der Buchhalter sie alle koordiniert, wie er Menschenwissen, umbiegt und für seine Zwecke nutzt … Herrlich! Humor ist oft nicht mein Ding, aber dieser hier hat mich voll abgeholt. Mein Favorit im Heft.

Illu: Dirk Berger
Ein Roboter hält eine Buchhaltevorrichtung hoch. Das Bild bekommt erst zusammen mit der Story die richtige Bedeutung. Sehr schön.

Angelika Brox – Junimond
Rio sitzt im Jugendknast, weil er (wahrscheinlich) seinen Vater getötet hat, um seiner Mutter beizustehen. Eines Tages lässt der alte Wärter alles Insassen frei, weil sowohl die Russen, als auch die Amis auf den roten Knopf gedrückt haben. Der Wärter möchte in der herrschenden Panik nicht, dass die Jugendlichen im Knast vergessen werden und verhungern. Alle flüchten, manche plündern, was noch zu plündern ist. Andere stehlen Autos, um möglichst schnell weit weg zu kommen. Rio nimmt ein Motorrad. Er landet auf einem Gnadenhof und trifft dort ein Mädchen. Die Betreiber des Hofs sind reiche Leute und längst geflüchtet. Das Mädchen möchte bei den Tieren bleiben und Rio beschließt, ihr Gesellschaft zu leisten.
Ich glaube, dass es hier nicht um die realistische Darstellung der nuklearen Katastrophe geht, sondern um die Frage, was man mit seinem Leben anfängt, wenn man weiß, dass man nicht mehr lange zu leben hat. Hat mir auch gut gefallen.

Illu: Mario Franke
In der Ferne sieht man einen Atompilz, im Vordergrund Rio mit dem Mädchen und den Hunden. Passt perfekt.

Galerie von Ingo »Kriminalkin« Lohse
Die Galerie ist für mich immer ein Highlight. Auch dieses Mal konnte ich mich kaum an den Bildern sattsehen. Ich fand erstaunlich, was man mit Buntstiften alles so leisten kann und bewunderte oft die unglaublich feinen Details. Ja, ich zeichne auch hin und wieder mit Finelinern, aber so exakt? Nein, das kriege ich beim besten Willen nicht hin. Insofern: Hochachtung!

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