ml-universe

11. März 2023

Yvonne Tunnat befragte mich als Herausgeberin und Lektorin

Yvonne Tunnat hat mich bereits zum dritten Mal in ihren Podcast eingeladen: https://www.literatunnat.de/2023/03/10/im-gespraech-mit-marianne-labisch-herausgeben-lektorieren-und-rezensieren-lassen/

Es hat mal wieder echt Spaß gemacht, mit ihr zu plaudern. ;-)

Hier mein Bild mit dem Titel „behind fences“

17. Mai 2021

Interview mit Norbert Stöbe zu seinem Roman Kleiner Drache

Filed under: Autor,Bücher,Interviews,writing — mluniverse @ 16:32
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Nach dem ich »Kleiner Drache« von Norbert Stöbe gelesen hatte, habe ich mir einige Rezensionen angesehen und fand dort den Roman im Allgemeinen gut besprochen, aber auch Kritik. Überwiegend wurden seine Sexszenen als befremdlich angesehen, wo ich dem Eindruck hatte, sie seien geradezu logisch. Deshalb entschloss ich mich, ein Interview mit dem Autor zu führen.
Ich denke, Norbert Stöbe brauche ich nicht vorzustellen. Wer ihn nicht kennen sollte, kann sich auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Stöbe oder seiner Homepage http://www.n-stoebe.homepage.t-online.de/ informieren.

Marianne Labisch: Hallo Norbert, ich möchte gerne mit dir über dein Buch »Kleiner Drache« sprechen. Warum hast du als Handlungsort China gewählt?

Norbert Stöbe: Xialong weiß zu Anfang der Geschichte noch nicht weiß, dass sie ein Klon ist und ihrer Mutter nur als Mittel zum Zweck dient. Sie ist sich selbst eine Fremde. China als technologisch fortschrittliches, autokratisch regiertes Land mit einer langen, reichen Geschichte, die heute der Partei als Futter für nationalistische Propaganda dient, erschien mir da als der perfekte Hintergrund. Viele chinesische Bürger genießen heute einen Wohlstand, der noch vor wenigen Jahrzehnten unvorstellbar schien, und fühlen sich vermutlich freier als ihre Eltern oder Großeltern, die noch gegen bittere Armut zu kämpfen hatten. Gleichzeitig sind sie in einem Maße unfrei, wie wir in Deutschland es kaum nachvollziehen können. Das spiegelt, wenn auch seitenverkehrt, ganz gut Xialongs widersprüchliche Verfassung wider; erst reich und an der Schwelle zu großer Macht, im nächsten Moment aus ihrem scheinbar vorgezeichneten Leben verdrängt und zum Überlebenskampf genötigt. Und es hat mich gereizt, die mythisch aufgeladene chinesische Mauer als neue Große Mauer wiederauferstehen zu lassen – auch wenn sie im Buch vor allem ein Symbol der Unterdrückung ist.

Ich sehe in deiner Handlung eine Kritik an bereits aktuell bestehenden Missständen. Ist meine Sicht in dieser Hinsicht richtig?

Jeder gute SF-Roman handelt auch von der Gegenwart.

Im Roman spielt Sex eine Rolle, die dir manch ein Rezensent ankreidet.
Ich hatte bei dir aber nie den Eindruck, dass du Sex einbaust, um einem Leseranspruch genüge zu tun, sondern ich sah eine folgerichtige Entwicklung bei Xialong. Sie weiß selbstverständlich als jemand, der Sexbots verkauft, dass Sex ein Mittel zum Zweck sein kann. Deshalb sorgt ja Litse auch für das Reiseproviant, indem sie sich prostituiert. In Bangladesch angekommen, muss auch Xialong ihren Körper zur Verfügung stellen, wenn sie halbwegs heil überleben möchte. Einmal daran gewöhnt, den eigenen Körper einzusetzen, wundert es mich nicht, dass sie ihn im weiteren Verlauf auch weiter einsetzt. War das deine Absicht, oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Es gibt nur wenige Sexszenen im Roman, und die sind alles andere als pornographisch. Mir kommen sie so zu sagen logisch und zwingend vor. Xialong ist ja keine strahlende Heldin, und sie erlebt wenig Gutes auf ihrer Flucht aus China und dem Weg zurück. Sie wird entführt, als Arbeitssklavin nach Bangladesch verkauft, und versucht unter äußerst widrigen Bedingungen zu überleben. Dabei geht sie durchaus skrupellos vor, das heißt, sie benutzt, verletzt und tötet Menschen. Am interessantesten finde ich die Szene, wo Xialong auf dem Straßenstrich nach Litse sucht, von einem Freier angesprochen wird und spontan mitgeht. Warum tut sie das? Fühlt sie sich so allein, dass ihr alles egal ist? Identifiziert sie sich auf irgendeine schräge Weise mit Litse, dem Sexbot? Hat sie Mitgefühl mit dem jungen Mann? Das wird nicht ausbuchstabiert, das ist nicht meine Art. Ich mag Szenen, in denen Ungesagtes bleibt.

Warum hast du den Roman nicht in Bangladesch enden lassen? Xialong hatte Freunde gefunden, lebte im Wohlstand und im Märchen wäre hier Schluss gewesen.

Das wäre vielleicht ein Märchen gewesen, aber kein richtiger Roman. Ich weiß auch nicht, ob man ihr dort so zugetan gewesen wäre, nachdem sie die Schwarze Hand durch ihr eigenes Selbstbereicherungsregime ersetzt hat. Ich sehe Xialongs Weg eher als Emanzipationsgeschichte. Sie muss sich von der Konditionierung durch ihre manipulative Mutter befreien und herausfinden, wer sie ist und was sie im Leben erreichen will. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie nach Beijing zurückkehren und um ihre Position im Konzern kämpfen.

Ich hatte nicht den Eindruck als würde Xialong in China glücklich werden. Gut, sie hat ihre Angestellten plötzlich wahrgenommen und sich um deren Wohl bemüht, aber Freunde hat sie immer noch keine. Wir es eine Fortsetzung geben?

Das mit dem Glück ist so eine Sache. Ich bin kein Spezialist für Happyends. Der letzte Satz des Romans lautet nicht zufällig: »Sie war frei.« Im Grunde beginnt ihr Leben erst jetzt, als sie sich ganz allein fühlt. Ich denke, das ist eine gute Voraussetzung, um im Leben auch Freundschaft und Liebe zu finden. Aber das wäre eine andere Geschichte. Eine Fortsetzung plane ich jedenfalls nicht.

Fein, dann hoffe ich mal, dass sie sowohl das eine als auch das andere findet. Magst du Xialong?

Zu Xialong habe ich beim Schreiben erst nach etwa einem Drittel des Romans ein Gefühl bekommen, das war ungewöhnlich. Ich denke, es lag daran, dass ihre Persönlichkeit anfangs noch unbestimmt ist, in Entwicklung und Umbruch begriffen. Aber ja, ich mag sie, wie alle meine Figuren. Allerdings würde ich nicht so gern mit ihr in Urlaub fahren.

An was arbeitest du im Moment?

Der Arbeitstitel lautet ‚John‘. Der Roman basiert auf ein paar Storys, in denen ich mit menschlichen Bewusstseinskopien ausgestattete Bots mit dem Auftrag, besiedlungsfähige Planeten zu erkunden, auf interstellare Reise geschickt habe. Eine dieser Bewusstseinskopien kehrt Jahrhundert später zurück, und zwar als leibhaftiger Mensch.

Mit was darf der Leser in nächster Zukunft rechnen?

Wie üblich werden dieses Jahr noch zwei, drei Storys erscheinen, eine davon in Spektrum der Wissenschaft.

Möchtest du den Lesern noch etwas mitteilen, das ich nicht gefragt habe?

Lasst euch impfen und bleibt gesund!

Herzlichen Dank für deine Zeit.

Und dir danke fürs Interview.

16. Januar 2021

Rezension „Krasse Kurze 2“ von Sascha Dinse

Anlässlich meiner Rezension habe ich Sascha Dinse dann auch gleich interviewt.

Titel Krasse Kurze 2
Autor Sachsa Dinse,
Verlag Edition Subkultur, Berlin, Dezember 2020, 138 Seiten, Softcover
ISBN 978-3943412918

Sascha Dinse macht in diesem Band gerade so weiter, wie er im ersten begonnen hat. Er schmeißt den Leser mitten in ein Geschehen, das häufig befremdlich, manchmal surreal ist. Er spielt mir uralten Ängsten und verleitet den Leser dazu, sich vorzustellen, seine Ängste seien real, zu glauben, hinterm Spiegel könne womöglich echt ein anderes Ich lauern, das Blitzen im Augenwinkel könnte eine Gestalt sein, die sich gerade in unserer Welt materialisiert hat, Musik könnte ebenso verzaubern, wie Unheil anrichten, alle Monster unterm Bett oder im Kleiderschrank, die uns als Kindern Schrecken einflößten, existierten immer noch. Dazu braucht dieser Autor nicht viele Worte. Innerhalb von nur wenigen Seiten baut er eine Spannung auf und verblüfft nicht selten mit unvorhergesehen Wendungen.
Gut, nicht jede Geschichte mag für jeden Leser geeignet sein, aber ich schätze, wer Horror mag, der mag auch die »Krassen Kurzen«.
Obwohl der vernunftbegabte Mensch weiß, dass viele der Szenarien, viele Ängste nur der Fantasie des Autors entspringen, schafft er es, den Leser denken zu lassen: »Und, wenn es doch so wäre …«.
Ich habe es schon einmal woanders gesagt und ich wiederhole mich hier gerne:
Für mich ist Sascha Dinse der Poe unserer Zeit. Er eifert Poe nicht nach, indem er seinen alten Stil kopiert, sondern er nimmt den Leser bei der Hand und führt ihn in die dunkelsten Abgründe, wie Poe das seinerzeit auch ganz wunderbar beherrschte.
Ich habe diesen zweiten Band wirklich gerne gelesen und ich spreche eine klare Kaufempfehlung aus. Fünf von fünf Sternen.

Hier das Cover, dass mir Edition Subkultur freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat:

Wer mag, kann gerne auch das Interview lesen, dass ich mit Sascha führte.
Interview mit Sascha Dinse anlässlich der Veröffentlichung »Krasse Kurze 2«

Marianne Labisch: Hallo Sascha, stellst du dich den Lesern bitte zuerst noch einmal kurz vor?

Sascha Dinse: Hallo Marianne, nun, ich bin Sascha, geboren 1978 in Berlin. Ich lebe, arbeite und schreibe auch hier, da die Großstadt einfach auch meine Hauptinspiration ist. Beruflich beschäftige ich mich überwiegend mit Kommunikation, modernen Medien und all den Erscheinungen, die diese so mit sich bringen.

Marianne Labisch: Ich habe den zweiten Band deiner krassen Kurzen sehr gerne gelesen und mich darüber gefreut, dass du nicht nur einen Verlag dafür gefunden hast, sondern „Edition Subkultur“ auch die »Krasse Kurze 1« neu aufgelegt hat. Wie kam es dazu?

Sascha Dinse: Wie so oft im Leben kam das eher zufällig zustande. Auf einer Lesung in Hamburg lernte ich vor einiger Zeit die Autorin Swantje Niemann kennen, die damals Projektassistenz bei periplaneta war. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, dort an Halloween zu lesen, der Kontakt zum Verlag entstand und offenbar stießen meine Geschichten auf durchaus positive Resonanz. Edition Subkultur (ein Imprint von periplaneta) übernahm dann nicht nur Band 1 der „Kurzen“, sondern ist auch an Nachfolgern interessiert, was mich sehr freut.

Marianne Labisch: Was ist Edition Subkultur für ein Verlag und wie fühlst du dich dort aufgehoben?

Sascha Dinse: Wie der Name schon andeutet, ist Edition Subkultur abseits des Mainstreams aufgestellt. Alles ist sehr familiär und angenehm, die Wege sind kurz, Feedback kommt ehrlich und schnell. Keine Bevormundung, stattdessen konstruktives Miteinander, so, wie es sein soll. In den Räumlkeiten des Verlags, die eher einem Ladenlokal gleichen, gibt es (für gewöhnlich) häufig Lesungen und Musikveranstaltungen. Lohnt sich auf jeden Fall, dort mal für ein Bierchen oder zwei Halt zu machen.

Marianne Labisch: In deinen Storys geht es oft darum, dass flüchtige Moment, wie wir sie sich alle kennen, wenn man zum Beispiel denkt, hinterm Schaufenster sei ein Bekannter, wenn wir aus dem Augenwinkel etwas zu sehen glauben, das uns Angst mach, oder wenn wir Träumen mehr Bedeutung beimessen, als ihnen zusteht. Bei dir werden unsere ärgsten Befürchtungen wahr und oft gehen sie sogar über das, was wir uns vorstellen können, hinaus. Ich frage mich, ob du ständig mit Zettel und Stift oder Diktiergerät in der Gegend herumläufst, um solche Eindrücke festzuhalten und Geschichten daraus zu spinnen.

Sascha Dinse: Speziell bei den „Kurzen“ war die Idee tatsächlich, aus Alltäglichem kurze Geschichten zu machen. Das „Erdbeermädchen“ (in Band 1 der „Krassen Kurzen“) war die erste Geschichte, die ich für dieses Format geschrieben habe, und sie ist direkt an meiner Lebensrealität (Erdbeerstand im Bahnhof) orientiert. Nein, es gab die rothaarige Verkäuferin nicht in der Realität. Und das ist vielleicht auch besser so.

Ich nutze zwar nicht Zettel und Stift, sondern deren digitale Äquivalente, aber es ist in der Tat so, dass ich Ideen in einer App notiere. Manchmal habe ich eine Eingebung, einen Geistesblitz, und diesen halte ich dann fest. Kreativität lässt sich nicht erzwingen, von daher muss ich die Augenblicke nutzen, in denen sie sich zeigt. Häufig ist das kurz vor dem Einschlafen oder morgens, wenn das Gehirn noch im Stand-by ist, dann greife ich nach dem Smartphone und schreibe das schnell auf. Die Themenideen zu den „Kurzen“ sind überwiegend so entstanden. Ich habe erst mal Ideen gesammelt und dann diejenigen ausgewählt, die ich für am besten geeignet hielt.

Marianne Labisch: Du schaffst es in den Krassen Kurzen immer, den Leser auf nur wenigen Seiten in eine Geschichte hineinzuziehen, du lehrst ihn kurz das Grausen und entlässt ihn wieder. Das beherrscht du außerordentlich gut, aber du kannst auch »normale« Kurzgeschichten verfassen, wie ich aus vielen Kooperationen weiß. Ich habe das »normal« in Anführungszeichen gesetzt, weil auch diese längeren Kurzgeschichten immer besonders sind. Du schreibst überwiegend als Icherzähler und ziehst den Leser so unmittelbar in die Gefühlswelt deiner Protagonisten. Du lässt deine Leser wissen, dass du an einem Roman arbeitest. Musstest du dich dafür nicht völlig umstellen? Dir immer wieder vor Augen halten, dass die Pointe nicht schon auf Seite drei kommen darf? Fiel dir das schwer?

Sascha Dinse: Die Geschichten, ob lang oder kurz, sind für mich immer auch eine Möglichkeit, meinen Stil zu verbessern oder zu erweitern. In den bisher veröffentlichten Geschichten wird alles aus der Sicht des Ich-Erzählers geschildert, ich empfinde diese Erzählweise auch nach wie vor als die direkteste und greifbarste. Im Roman werde ich zwar die Perspektive beibehalten, aber abwechselnd in die Rollen der verschiedenen Figuren schlüpfen. Es wird also keine wirkliche Hauptfigur geben, stattdessen sind die Szenen miteinander verwoben und werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlebt. Das erlaubt mir, eine Eigenheit meiner Geschichten beizubehalten: ihren nicht unbedingt chronologischen Aufbau. Damit kann ich Spannung erzeugen, weil die Leser*innen sich plötzlich in überraschenden Situationen wiederfinden, deren Hintergrund sich erst nach und nach offenbart. Derzeit bin ich am Plotten, dazu nutze ich „Aeon Timeline“, mit dem sich komplexe Szenen und Erzählstränge planen lassen.

Im Roman wird es immer wieder kleine Spannungsbögen geben, die ähnlich wie in den Geschichten funktionieren. Die großen Twists plane ich natürlich langfristig, doch aufmerksame Leser*innen können auf dem Weg dorthin eventuell schon versteckte Hinweise finden.

Marianne Labisch: Worum geht es in deinem Roman?

Sascha Dinse: Der Roman, dessen Titel zwar schon feststeht, den ich aber noch nicht offenbaren möchte, wird recht sci-fi-lastig ausfallen, allerdings angereichert mit etlichen Horrorelementen. Auch die Philosophie wird nicht zu kurz kommen. Im Grunde geht es, wie so oft in meinen Geschichten, um die Frage, was wirklich ist und um das Wesen des Menschen. Die Crew eines Bergungsraumschiffs nimmt einen Auftrag an, der sich nach kurzer Zeit bereits als sehr viel gefährlicher herausstellt als zunächst angenommen. Irgendwas stimmt nicht mit der Wirklichkeit, und während die Crew zu begreifen versucht, was hier vorgeht, erleben die Leser*innen natürlich parallel noch diverse andere Erzählstränge. Letztlich läuft alles zusammen und wird in einem Finale kulminieren, das … aber das findet ihr vielleicht besser selbst raus.

Der Roman ist direkt in mein restliches Erzähluniversum eingebaut, wenngleich er auch deutlich weiter in der Zukunft spielt als die meisten meiner sonstigen Geschichten (kleiner Bonus-Spoiler: „Das Alison-Szenario“ (in meiner ersten Sammlung „Aus finstrem Traum“, p.machinery-Verlag) und „Alioth“ (in „Inspiration“, p.machinery-Verlag) spielen einige Jahre vor der Handlung des Romans im selben Universum). Es wird jede Menge Querverbindungen zu anderen Geschichten geben, sei es über Schauplätze, Ereignisse oder Figuren. Ich habe mir ja auch mit meinen Geschichten nicht weniger vorgenommen, als eine lebendige Welt zu erschaffen, in der alles mit allem verbunden ist. Darüber hinaus spicke ich die Handlung am Rande wie gewohnt mit diversen Eastereggs, also kleinen Anspielungen auf Filme oder Games.

Wenngleich der Anfang des Romans eher klassisch anmutet, so wird die Geschichte die eine oder andere Wendung nehmen, die einiges auf den Kopf stellen wird, soviel kann ich bereits versprechen.

Marianne Labisch: Hast du für den Roman auch schon einen Verlag gefunden?

Sascha Dinse: Bisher habe ich ehrlicherweise noch nicht gesucht. Sobald die ersten Kapitel stehen, schreibe ich ein Exposé und dann schauen wir mal, wer interessiert ist. Grundsätzlich hätte ich auch kein Problem, das Buch im Selbstverlag herauszubringen, wobei mir bei einem Roman eine Verlagsveröffentlichung schon besser gefallen würde.

Marianne Labisch: Kommt es eigentlich vor, dass Personen, die du zu dir einlädst, Bedenken haben, dich zu besuchen, weil sie fürchten, du könntest identisch mit einem deiner Protagonisten sein?

Sascha Dinse: Ich bin recht wählerisch, was meinen Freundeskreis angeht. Daher besuchen mich fast ausschließlich Personen, die mich persönlich kennen. Und zumindest diese wissen, dass ich mit meinen Protagonisten bis auf meine optische Vorliebe für Rothaarige nur wenig gemein habe. Zwar schwingt immer auch eine persönliche Ebene in meinen Erzählercharakteren mit, aber ich glaube nicht, dass es hier zu Verwechslungen kommen würde.

Letztlich hängt da aber wohl auch daran, welche Geschichten diejenigen gelesen haben. In manchen ist der Erzähler ja eher ein netter Typ, dem merkwürdige Dinge passieren, in anderen wiederum ist er der Psycho.

Marianne Labisch: Schläfst du gut, oder suchen dich einige deiner Geschichten in der Nacht auf?

Sascha Dinse: Von meinen eigenen Geschichten habe ich nie Albträume. Vielleicht liegt das daran, dass ich sie niedergeschrieben und somit konserviert habe. Sie sind nicht mehr in meinem Kopf, sondern nun zu digitalem Papier gebracht. Mit Filmen, Games etc. funktioniert das schon besser, was das Aufsuchen in der Nacht angeht. Unlängst habe ich den Film „The Blackcoat’s Daughter“ gesehen, der sehr ruhig und düster erzählt ist. Der hat mich emotional so sehr mitgenommen, dass ich davon tatsächlich geträumt habe. Das ist aber eher die Ausnahme, normalerweise träume ich eher irgendwelchen wilden Quatsch, wohl ein Resultat von brotjobbedingtem Stress.

Marianne Labisch: Du hast mir mal erzählt, dass du bei patreon, einer Crowdfunding Plattform, bist. Wie ist das angelaufen?

Sascha Dinse: Mit Crowdfunding Geld zu verdienen, ist ein hartes Brot. Ich habe einige treue Patroninnen, denen ich an dieser Stelle von Herzen danken möchte, doch der Weg, um von den Einnahmen auf Patreon irgendwann mal leben zu können, ist ein sehr langer. Ich unterstützte selbst Autorinnen auf Patreon, da ich der Meinung bin, dass wir letztlich alle gegenseitig davon profitieren, wenn die Fantastik gestärkt wird.

Falls irgendwer ein paar Euro übrig hat und mich unterstützen mag, schaut mal unter http://www.patreon.com/ausfinstremtraum vorbei. Natürlich gibt es Prämien für meine Unterstützer*innen, z. B. ein Blog zur Entstehung des Romans und Vorab-Zugriff auf Geschichten, die ansonsten erst später irgendwo erscheinen.

Marianne Labisch: Was steht neben deinen Veröffentlichungen in »Die Residenz in den Highlands« und »Die Fahrt der Steampunk Queen«, zwei Anthologien, die ich mit Gerd Scherm gemeinsam herausgebe, bei dir als Nächstes an?

Sascha Dinse: Neben den genannten Anthologien, in denen ich mit den Geschichten „Acheron“ und „Eidolon“ vertreten bin (mein Faible für die griechische Antike schimmert hier durch), erscheint ja auch meine eher Fantasy-lastige Geschichte „Namtar“ in einer Anthologie, die du herausgibst und in der sich alles um Geschichten aus „1001 Nacht“ dreht.

Daneben erscheint in der Anthologie „13 more Brain of Zombies“ (Hammer Boox Verlag) mein „Babel“, in „Abartige Geschichten – Grimm“ (Hammer Boox Verlag) wird „Glitch“ das Licht der Welt erblicken. In letzterer Geschichte können Leser*innen übrigens bereits Figuren aus dem kommenden Roman kennenlernen.

Meine nächste eigene Geschichtensammlung „Elysion“ steht für das erste Quartal 2021 ebenfalls auf dem Plan. Ich arbeite hier gerade an den letzten Storys, parallel zum Plotten am Roman. No rest for the wicked!

Marianne Labisch: Wann dürfen wir mit deinem Roman rechnen?

Sascha Dinse: Der Plan ist, den Roman in 2021 komplett fertigzustellen, ich strebe einen Umfang von ca. 500 Seiten an. Aber wie das so ist mit Plänen, wir werden sehen, ob ich das schaffe. Ich habe aber außer einer Geschichte für eine Anthologie (ebenfalls herausgegeben von dir, Marianne) keine weiteren in der Planung und kann mich daher komplett auf den Roman konzentrieren.

Marianne Labisch: Sonst noch was, das du gerne loswerden möchtest und ich nicht gefragt habe?

Sascha Dinse: Ich möchte an dieser Stelle alle Kulturinteressierten aufrufen, ihre Lieblingskünstler*innen zu unterstützen. Gerade jetzt, wo es keine Lesungen, keine Konzerte etc. gibt, brauchen Kunstschaffende eure Unterstützung. Diese muss nicht unbedingt monetär sein – redet drüber, empfehlt weiter, rezensiert, gebt Feedback, folgt ihnen in sozialen Medien … euch fällt da schon was ein.

Danke schön.

Marianne Labisch: Herzlichen Dank für deine Zeit. Weiterhin viel Erfolg.

Damit ihr euch ein Bild vom Autor machen könnt, hier ein Foto:

29. Juli 2018

Ein Interview

Michael Schmidt stellte mir zum baldigen Erscheinen von „Inspiration“ ein paar Fragen:

http://defms.blogspot.com/2018/07/inspiration-interview.html

4. Juli 2018

Neuigkeiten: Inspiration veröffentlicht, Comic fast fertig

Heute informierte mich der p.machinery Verlag, dass die Anthologie Inspiration – Die digitalen Welten des Andreas Schwietzke in den Druck gegangen ist. Hierbei handelt es sich um einen Bildband, denn zu jeder Story gehört eine Farbgrafik. Außerdem findet sich noch ein Interview, das ich mit dem Künstler führte, hinten im Buch. Michael Haitel danke ich ganz herzlich dafür, dass er immer ein offenes Ohr für meine Ideen hat und sie mit mir umsetzt. Im Anschluss stelle ich die Buchinfos auch noch ein.

Aber ich muss hier auch schon die Werbetrommel für einen Comic rühren, bei dem ich eine kleine Sprechrolle übernehmen durfte.

Uwe Hermann und Uwe Post haben die Story „Das Internet der Dinge“ als Comic umgesetzt und zahlreichen SF-Autoren die Möglichkeit geboten, sich als Sprecher zu beteiligen. Die beiden haben uns ihr Filmchen schon vorgestellt und ich muss sagen: Es sieht richtig professionell aus. Die Arbeit mit den Uwes hat Spaß gemacht und ich wäre immer wieder mit von der Partie.

Zurück zur Anthologie. Hier die Buchinfos:

Marianne Labisch (Hrsg.)
INSPIRATION
Die digitalen Welten des Andreas Schwietzke
Außer der Reihe 25
p.machinery, Murnau, Juli 2018, 392 Seiten
Paperback: ISBN 978 3 95765 137 2 – EUR 27,90 (DE)
Hardcover (limitiert): ISBN 978 3 95765 138 9 – EUR 40,90 (DE)
(Aktuell noch 7 Stück verfügbar, es wird keinen Nachdruck geben.)

Die häufigste Frage, die Leser Autoren stellen, ist: Wo bekommen Sie Ihre Ideen her?
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, weil Ideen sich immer wieder neue Wege suchen.
In diesem Bildband ist die Antwort ganz einfach: Inspiriert wurden die Autoren durch Bilder von Andreas Schwietzke.
Diese Bilder erzählen Geschichten.
Die Frage ist: Sind die Geschichten des Malers identisch mit denen der Autoren?
Überzeugen Sie sich selbst, wie vielfältig die Antworten ausfallen. Eine Sammlung aus SF, Fantasy und Horror ist entstanden,
die überaus anspruchsvoll und abwechslungsreich ist.
Lesen Sie, wie Enzo Asui, Gabriele Behrend, Frederic Brake, Mary Ann Dark, Sascha Dinse, Anna Exel, Bettina Ferbus, D. J. Franzen, Anke Höhl-Kayser, Daniel Huster, Simone Komosinski, Axel Kruse, Christian Künne, Ellen Norten, Susann Obando Amendt, Paul Sanker, Regina Schleheck, Michael Schmidt, Achim Stößer, Tetiana Trofusho, Vincent Voss, Arndt Waßmann und Felix Woitkowski die visuellen Inspirationen des Bildkünstlers in Texterlebnisse umsetzen.

Marianne Labisch: Vorwort
Anke Höhl-Kayser: Der zerbrochene Mond
Daniel Huster: Der Weltraumstaubsauger
Ellen Norten: Der Kran
Gabriele Behrend: Der Smaragdwald
Tetiana Trofusha: Coming Home
Michael Schmidt: Holy Pot
Simone Komosinski: Das Gefäß
D. J. Franzen: Der Rainman
Arndt Waßmann: Planet der Träume
Axel Kruse: Die Biene
Regina Schleheck: Ein Audi
Mary Ann Dark: Bange Seelen
Christian Künne: Immernacht
Bettina Ferbus: Durch sieben Tore musst du gehen
Enzo Asui: Vom Distler und von Wiesenfliegen
Paul Sanker: Ob und wann
Frederik Brake: El Viaje
Vincent Voss: Second Life
Susann Obando Ahmendt: Das Geheimnis der verschwundenen Quellen
Achim Stößer: Vitalfunktionsangleichung oder Der Duft der Durian
Anna Exel: The Lost Island: Das verlorene Eiland
Felix Woitkowski: Anhörung in der Sache Herr Arthur Turkur
Sascha Dinse: Alioth
Nachwort
Vitae
Dialog: Marianne Labisch interviewt Andreas Schwietzke

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